Am Anfang

Ganz im Ernst: Haben Sie schon mal geheiratet? Fanden Sie das nervenaufreibend? Das ist noch gar nichts. Heiraten Sie europäisch, dann haben Sie was zu erzählen.

Eigentlich fing es ganz harmlos an, also damit, dass ich meiner damaligen Freundin eines Morgens - es war ein Samstag - einen Heiratsantrag machte. Dass er auf Zustimmung stieß, nimmt sicher nicht den Höhepunkt der Geschichte vorweg; dazu ist der Titel zu eindeutig. Meine damalige Freundin nahm also an und ich kümmerte mich dann um die Einzelheiten.

Immerhin galt schon die neue Regelung, nach der man fast im Vorbeigehen heiraten kann. Stammbuch, Personalausweis und ein Termin sind schließlich schnell besorgt. Aber meine Freundin war Spanierin. Vorsichtshalber rief ich vorher beim Standesamt Düsseldorf an, welches für uns ja zuständig war. Etwas genervt, ich erkannte noch nicht mein Glück der schnellen Verbindung, hatte ich nach zwei Tagen die zuständige Sachbearbeiterin am Telefon.

„Meine Freundin und ich möchten heiraten. Sie ist Spanierin und ich möchte mich erkundigen, welche Papiere wir für eine Anmeldung besorgen müssen.”

„Das ist viel zu umfangreich, kommen Sie bitte vorbei, am besten beide.”

Das ging dann doch nicht, weil das Standesamt Düsseldorf nur zu Zeiten geöffnet hat, wenn normale Menschen arbeiten. Oder wie ich Gleitzeit haben. Gesagt, getan, gewartet. Drei Stunden, schließlich reicht ein Büro für Ehen, die nicht rein deutsch sind. Pech haben halt die, die erst in der zweiten Hälfte der Öffnungszeit kommen. Sie warten bis zwölf, um dann freundlich hinaus gebeten zu werden. (Reindeutsche haben zwar auch nur ein Büro, nur waren die schon wieder draußen, als ich mich von den Steh- auf die Sitzplätze verbessert hatte.)

Schließlich war ich im heiligen Raum. Mir wurden einige Fragen gestellt, auf die mein Personalausweis spontan antworten konnte. Die freundliche Sachbearbeiterin wies mich darauf hin, dass ich nicht zum Einwohnermeldeamt für die Wohnmeldebescheinigungen gehen müsse, weil wir beide in Düsseldorf wohnen würden; das sei eine besondere Service-Leistung. (Anm. d. Red.: Vermutlich die einzige. Wahrscheinlich sind sie auf ihren Netzwerkzugang sehr stolz.) Immerhin brauchen wir dafür gar nicht viele Papiere, nur die gültigen Ausweise, deutsche (für mich) und internationale (für meine Verlobte) Geburtsurkunde und die Ehefähigkeitsbescheinigung meiner Verlobten. Sie wissen nicht, was das ist? Ich kannte es auch nicht. Damit bescheinigt der spanische Staat dem deutschen, dass meine Verlobte nach spanischem Recht heiraten darf. Die Beamtin entschuldigte sich für den Aufwand, daran sei ausschließlich Spanien schuld.

Das sollte nicht so schwer sein, dachte ich, schließlich ist das spanische Konsulat in Düsseldorf. Ich werde es nie wieder denken. Meine Verlobte begab sich also zum Konsulat, um die notwendigen Schritte einzuleiten. Immerhin ist Spanien bei der Eheschließung so modern wie Deutschland. Leider sollte es keine rein spanische Hochzeit werden; das bedingt einen erhöhten Aufwand, um alle zufrieden zu stellen.

Ehefähigkeitsbescheinigung

Wir mussten bescheinigen, dass wir in Düsseldorf wohnen (Ganz genau, das will das deutsche Standesamt auch haben. Man muss es dennoch zweimal besorgen und bezahlen, weil die Papiere nur einige Tage alt sein dürfen.), Ausweise, Geburtsurkunden (Deutsch oder international von mir, spanisch von meiner Frau; die internationale, die Spanien ausstellt, gilt nicht gegenüber spanischen Behörden.) und Familienstammbuch. Dazu zwei Zeugen, die bezeugen, dass wir unverheiratet seien. Immerhin durften das auch meine Eltern sein, das sei unwichtig, solange sie älter als 18 Jahre seien.

Nach einigen Wochen hatten wir die Prozeduren überstanden. Der spanische Standesbeamte musste jedoch unbedingt darauf hinweisen, dass der bürokratische Aufwand leider entstünde, weil der deutsche Staat darauf bestehe. Spanien sei ganz unschuldig. Da wiehern wohl die Amtschimmel im Duett.

Mittlerweile, Monate waren seit meinem ersten Besuch des Düsseldorfer Standesamt vergangen, war eine Frage am Horizont aufgetaucht. Weil die heilige Stätte des deutschen Beamtentums nicht im Telefonbuch steht, muss sich jeder Fragesteller über die Zentrale vermitteln lassen, was eigentlich nie gelingt. Immerhin entschuldigt sich die Telefonzentrale für die Unerreichbarkeit. Nach einigen Tagen gab ich es auf und rief in Castrop-Rauxel an, wo wir uns das Jawort geben wollten. (Dort geht erstaunlicherweise immer jemand ran.)

Nachdem die Ehefähigkeitsbescheinigung aus Spanien gekommen war, durften wir wieder, respektive ich, zum Standesamt schreiten. Klüger geworden erschien ich nun früher und wurde mit einer diesmal nur zweistündigen Wartefrist belohnt. Die Papiere wurden gesichtet und nun, wie ich selbst auch, der eigentlichen Standesbeamtin zugeleitet. Diese prüfte die Unterlagen und bat mich darum, den fälligen Betrag an der Kasse zu bezahlen. Die Zahlung erfolgt bar oder mit EC-Scheck; Karte allein ist unmöglich. Also bin ich zur nächsten Bank gegangen, habe den Betrag abgeholt und eingezahlt und mich mit der Quittung zur Beamtin begeben, die die ganzen 20 Minuten brav auf mich gewartet hat ohne jemanden vorzuziehen. Ordnung muss sein. Müßig zu sagen, dass sie auch dem ständig klingelnden Telefon keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hat.

Am Ende

Erfreulicherweise sind andere Dinge deutlich einfacher zu regeln. Das Lokal, wo wir unsere kleine Feier abhielten, war schnell gefunden. Für Aufregung sorgte noch Marisa, die eine halbe Stunde vor unserer Abfahrt Richtung Standesamt auftauchte. Sie war mit einem Freund eine Woche durch Deutschland getourt und meinte, das sei noch rechtzeitig.